Durch einen Kontakt über Modellversium erhielt ich von Peter aus Düsseldorf die Nachricht ob Interesse an einigen alten Truckmodellen bestehen würde, die kurz vor der Entsorgung in die Mülltonne standen ..... und so trafen sich Peter aus Düsseldorf und Thomas aus Otzberg auf einem Parkplatz an der A3 .... Kofferraumdeal legal.
Peter hatte in Jugendjahren einige Trucks und Trailer zusammengebaut, die nun bereits Jahrzehnte auf dem Dachboden eingelagert waren und die er gerne an einen Truckmodellbauer weitergeben wollte, bevor sie in die Mülltonne gewandert wären.
Also, dachte ich mir, an einem freien Single-Wochenende, mich mit ihm zu Treffen und die Sachen entgegen zu nehmen, wäre ja auch zu Schade für die alten Stückchen gewesen und Peter wollte die Modelle in guten Händen wissen. Was ja letztendlich so auch geschehen ist.
In einer der Kisten fanden sich diese Trucks:
AMT Kenworth 900 Australia; Ertl IH 4300; AMT Peterbilt 359; AMT GMC General; Ertl Paystar 5000
Nach dem White Road Boss wurde der Ertl International Paystar restauriert .....
Der Paystar war, nach dem Road Boss, von der Lackierung her noch das beste Modell. Karosserie und Chassis waren zwar lose und diverse andere Bauteile auch abgegangen, aber fast alle Bauteile waren noch in Ordnung, was wohl auch für die bessere Qualität von Ertl Modellen gegenüber AMT spricht. Der Dachspoiler war zwar Geschmackssache, sollte aber am Modell bleiben.
Hier die Karosserie einseitig gereinigt .... Obwohl Peter schon den gröbsten Schmutz vom Dachboden entstaubt hatte wurde jetzt der feinere Staub noch mühsam entfernt. Später sollte der Truck wieder per Drybrush verschmutzt werden - welch eine Ironie würden da Nichtmodellbauer sagen und - eigentlich ein bißchen verrückt, aber das ist Modellbau.
In den Felgen steckte etwas mehr Lack .....
Das Chassis war noch stabil und die Räder fest an den Achsen
Der Paystar sollte, ganz wie seine Macher bei International das auch konzipiert hatten, ein Construction Site Truck bleiben. Die gelbe Farbe ist international gebräuchlich auf Baustellen und der Truck wird später einen Flatbed oder Tieflader als Trailer bekommen. Trotzdem mußte auch dieses Modell sich einigen Änderungen und Zusatzteilen bei der Restaurierung unterziehen. Beispielsweise wurde das Chassis gekürzt.
Bild A
Bild B
Die Felgen waren etwas mehr mit Lack " eingesuppt " als die Karosserie - in Bild A die Ausgangsbasis, in Bild B die drei Arbeitsschritte von Links nach Rechts;
1. zuerst hab ich vorsichtig mit etwas Nitroverdünnung auf Wattestäbchen die oberste dicke Lackschicht etwas abgetragen, dadurch kamen die Felgenschrauben wieder raus
2. mit einem dünnen Fräser an der Minibohrmaschine wurden die Felgenlöcher von Farbe befreit und tiefer gebohrt, die Öffnungen sind aber nicht durchgebohrt, da bei der Ertl-Felge dahinter kein Hohlraum ist
3. mit Mattschwarz wurden die Felgenlöcher vertieft dargestellt
das Chassis wurde 2,8 cm gekürzt, der Paystar ist schließlich kein Long Hauler der Platz für einen großen Sleeper braucht ....
die lackierten Teile (Kotflügel, Fahrerkabine und Motorhaube) wurden komplett gereinigt, der Dachspoiler wieder angeklebt
der International-Schriftzug wurde schwarz hinterlegt und mit einem Wattestäbchen die Schriftzeichen verchromt herausgearbeitet; hinter die Gitterstreben des Kühlergrills wurde ein Gitter (Netzgitter aus einer alten Handtasche) geklebt
nach dem Kürzen des Chassis um 2,8 cm wurden die Rahmenteile wieder zusammengesetzt und mit einer Mischung aus zwei Klebern (Polystyrol-Kleber und Cyanacrylat-Sekundenkleber) fest verbunden, zwei Rahmenverstärkungen aus Plastiksheet erhöhen die Stabilität des Rahmens. Die Verklebung wurde mit Klammern fixiert und dann Austrocknen lassen
die herausgetrennten Rahmenstücke wurden weiter gekürzt und als zusätzliche Verbindungsstreben in den Rahmen eingepaßt
beim übernommenen Modell fehlten leider alle Haubenlogos, das Luftgitter links, der Lufteinlaß rechts und die Haubengriffe
die Fläche hinter dem neuen Gitter wurde mit Mattschwarz " vertieft " , die Haubengriffe aus Büroklammern gebogen und die Seitenlogos " 5000 " einfach per Drucker auf Gelb, der Karosseriefarbe angeglichen, gedruckt und aufgeklebt, die Blinker (vorne Gelb, nach hinten Rot) wurden wieder befestigt
der Schriftzug " International " an der Motorhaubenfront wäre laut Bauanleitung mit schwarzer Schrift auf Chromuntergrund. International Trucks zeigen auf Originalbildern auch den umgekehrten Fall nämlich mit schwarzem Untergrund und Chromschrift, wofür ich mich bei diesem Modell entschied, weil das mit der gelben Karosserie besser zur Geltung kam; die matten Gläser der Frontscheinwerfer wurden mit Klarsicht-Glasmalfarbe wieder auf Glanz gebracht
die zu kleinen steifen Mudflaps an den Radkästen kamen in den gelben Sack zum Grünen Punkt in das weiße Müllauto und wurden durch flexible Mudflaps aus echtem Gummi ersetzt
die Reifen von AMT und Ertl zeigen immer leicht glänzende Reifenflanken, das wirkt nicht " natürlich " genug - deswegen wurden mit der Proxxon-Kleinbohrmaschine und einem Schleifaufsatz die Reifenlaufflächen aufgerauht.
Bearbeitung von Links nach Rechts - Rohzustand, Aufgepinselt, Abmattiert
Um den Glanz an den Reifenflanken zu entfernen wurde mit einem Pinsel verschmutzter Pinselreiniger (nach jedem Arbeitsgang wird der Farbpinsel darin gereinigt) aufgetragen, kurz Einwirken lassen und dann auf einem Papier oder Tuch Abreiben. Wer wissen will welche Farbe " echte " Reifen zeigen, betrachte sich einfach sein eigenes Auto vor der Haustür.
die Scheibenwischer ließen sich zum Glück einfach Abnehmen (die Klebeflächen waren nicht entchromt) und mit zwei Gummistreifen wurden die Wischerblätter nachgestellt
die neuen Teile auf der rechten Seite mit Haubengriff (Büroklammer), " 5000 " Logo und der Lufteinlaß (Plastiksheet), der Dieseltank auf der rechten Seite fehlte beim Modell und wurde aus der Grabbelkiste nachgerüstet
die Riffelblechplatte stammt ebenfalls aus der Grabbelkiste, der Halter des Auspuffrohres war mal eine Heckabschlußstrebe eines AMT-Trucks und wurde gekürzt; der Pogo-Stick besteht aus einem Stück Plastikrohr mit einem eingesteckten Nagel darauf
bei der Frontstoßstange mit Schutzgitter habe ich lange gehadert, mich aber dann doch entschieden die oberen Streben zu Entfernen
aus Gießästen und Plastikröhrchen entstand ein Schutzgitter für die Kabinenrückwand, in Anlehnung an den Paystar von Arnd
hier komplett montiert mit dem Gitter zur Außenseite
für einen " Construction Site " Truck macht das schon was her ....
abschließender Bauzustand im Dezember 2009
der Paystar fertig restauriert
Nr. 5 lebt
Trailerkabel, diesmal 2x Schwarz 1 x Gelb
auf den Schutzrahmen kam noch ein Scheinwerfer fürs Rangieren
die " 5 " stammt von einem Decalbogen mit schwarzen und roten Zahlen aus dem Slot Racing Zubehör
die alten Decals " CS Carter " fielen leider im Wasserbad auseinander und das Decal auf dem Dachspoiler mußte mühsam aus vier Teilen wieder zusammengesetzt werden; das Türdecal rechts wurde gescannt und per InkJet-Drucker gemacht
Die Air- und Drybrusharbeiten am restaurierten Paystar 5000 wurden im Februar 2010 abgeschlossen, hier die Bilder:
Fazit: Aus einem Gebrauchtwagen, auch wenn er schon etwas älter ist und Jahre in der Versenkung verbracht hat, kann man, wenn die meisten Teile noch in Ordnung sind, immer wieder ein schönes Modell erstellen. Zwar baut man dann als Modellbauer des Modell nicht von Grund auf, aber Spaß macht es auch so.
Der hier gezeigte Truck ist, von ein paar Zusatzteilen und etwas Nachbearbeitung, im Wesentlichen im originalen Bauzustand geblieben, so wie ihn der Ersterbauer damals zusammengesetzt hat, ich war dieses Mal nur der Restaurator, der noch ein wenig Supering (engl. Modellbaubegriff) zugemixt hat.